LAUTLOSE WILDNIS

Jetzt ist es ganz windstill. Alleine sitze ich im Zelt und spiele auf meiner Mundharmonika ein kleines Lied. Vor mir liegt das Abenteuer und bis zum Horizont sehe ich weites wildes Land – sonst nichts. Hinter den mächtigen Bergen versinkt langsam die warme Sonne. Über mir ist der Himmel noch immer blau und die Töne, die aus den Kanzellen meiner Mundharmonika gleiten, werden von den mächtigen Felswänden durch die Landschaft getragen.

IM SÜDLICHEN AFRIKA

Die Adler kreisen majestätisch über den Dächern der südafrikanischen Drakensberge. Anstrengend war der Aufstieg hier herauf – jeder Schritt, der über steile Abhänge führte, war eine Überwindung. Doch jetzt bin ich endlich hier. Dieser kleine Felsvorsprung, auf dem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, ist ein magischer, ein wilder Ort. Ein Platz, an dem man der Freiheit begegnet. Kein Weg führt hierher. Quer und mitten durch die Unzugänglichkeit muss man marschieren.

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BLUMEN, BÜSCHE UND BERGE SCHMÜCKEN DIE WEITE

Das, was ich hier erleben darf, rahme ich mir ganz fest in meine Seele ein. Die wilde Landschaft lässt mich wachsen, reifen und lehrt mich mein Herz zu öffnen und ich selbst zu sein. Sie manifestiert starke Bilder in meinem Kopf, die ich für immer behalten darf. So wie heute – der Moment, in dem ich unter Sternen schlafe, die hier so viel mächtiger erscheinen als irgendwo sonst.

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DER DUFT DER WILDNIS

Langsam weicht der Tag der Nacht. Der Mond ist so hell, dass ich keine Taschenlampe benötige. Die Silhouetten der Berge erscheinen nun in den sanften Strahlen des Erdtrabanten. Kein künstliches Licht verpestet diesen magischen Ort. Still sitze ich da, schließe meine Augen und hole ganz tief Luft. Ja, ich schätze mich glücklich, dass ich diese Magie spüren und erleben darf. Um meine Nase wickelt sich der raue Duft der Wildnis – so riecht das Leben. Ich muss schmunzeln.

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FUTTER FÜR DIE SEELE

Im Kochtopf brodelt das Wasser. Nudeln, Pesto und Thunfisch aus der Dose – ein legendärer Geschmack, an einem unvergesslichen Ort. Jeder Bissen schmeckt nach Abenteuer. Genau mein Ding – Futter für die Seele. Das ist es wofür mein Herz brennt: für Abenteuer, für pure Lebendigkeit und für diese wilde Schönheit.

Es ist kalt geworden. Die Nacht bricht herein. Langsam krieche ich in meinen kuscheligen Schlafsack und wickele mich ein. Noch immer keine Geräusche. Ich lausche der Stille, vergesse Raum und Zeit, und höre das Blut in meinen Adern fließen. Umzingelt bin ich – nur von Bergen.

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INTENSIVE MOMENTE

Mitternacht. Ein lautes mystisches Galoppieren rüttelt mich aus dem Schlaf. Das ist kein Traum. Nein, das ist Angst. Völlig irritiert flattert mein Herz vor Aufregung. Welch ein bizarres Geräusch aus der Dunkelheit. Regungslos sitze ich im Zelt, während mein Adrenalin steigt. Mit einem leichten Grummeln und einem merkwürdigen Pfeifen schleicht ein Wesen umher. Was ist das nur? Ein Mensch, ein Tier? Ich traue mich nicht das Zelt zu öffnen und verharre. Einen kurzen Augenblick später ist es wieder ganz still. Zwei Stunden liege ich wach, ehe ich endlich beruhigt einschlafe.

Eine warme Tasse Tee am Morgen beendet eine frostige Nacht. 6:05 Uhr: Die Sonne wirft ihre ganze Energie auf die Landschaft und bezwingt den Morgentau. Noch immer liege ich im Schlafsack und beobachte die Wildnis.

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Es ist stürmisch geworden, die Stille vorüber. Mit weit geöffneten Augen fange ich jede noch so kleine Bewegung ein. Ohren, die alles hören – die Vögel singen. Als Teil der Wildnis fühle ich mich. Meine Sinne sind messerscharf. Ich lebe im Hier und Jetzt und an keinem anderen Ort will ich gerade sein. Wurzeln könnte ich schlagen – so schön ist es. Noch ein paar Stunden, dann stecke ich meine Mundharmonika wieder ein und steige hinab.

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