SCHÖNE LANGEWEILE

Kein Internet, kein Auto, kein Fernseher. Während meiner Wildniswanderungen habe ich gelernt auf Dinge zu verzichten. In der weiten Freiheit begegnete ich der Einfachheit und der Spärlichkeit. Fernab der Zivilisation veränderten sich meine Prioritäten und Ausrichtungen – all den Überfluss konnte ich hinter mir lassen. Ich realisierte, dass meine Zeit begrenzt ist, egal wie viel Geld ich besitze. Ich begann mich zu reduzieren und bemerkte, dass ich mich nicht mit dem identifizierte, was ich besaß, sondern eher mit meinen Werten und Zielen. Die Wahrheit ist: Der ganze Bullshit, der sich in meinem Alltag anhäuft, ist nutzlos. Es sind die überschüssigen Dinge, die mich fertigmachen – die mir meine Zeit und Energie rauben. Ich habe einen kaputten BMW, der nur darauf wartet repariert zu werden. Ich besitze massig Krempel, den ich nicht benutze. Und noch viel schlimmer, ich besitze Gegenstände, von denen ich noch nicht einmal weiß, dass sie existieren. Als ich loslief und über Tage und Wochen im unberührten Land unterwegs war, begann ich mehr und mehr mich selbst zu erkennen. Manchmal ist es im Alltag nicht leicht sich selbst zu sehen, wenn man täglich durch Fernsehen, Internet und mit was weiß ich nicht allem stimuliert wird. Wir werden permanent abgelenkt und beschäftigen uns mit überflüssigem Kram, der uns daran hindert die Zeit zu genießen und der uns einschränkt einfach nur da zu sitzen, um uns zu langweilen. Langeweile fördert nämlich unsere Kreativität und gibt uns die Chance, uns selbst zu verwirklichen. Viele haben Angst vor Langeweile und verspüren den unaufhörlichen Drang ständig Neues zu konsumieren. Wie ein dunkler Schatten verfolgen uns unsere künstlich erzeugten Bedürfnisse durchs Leben. Fest verschraubt mit unserer Seele schleifen wir den schweren Ballast der synthetischen Gier bis ans Ende unserer Tage. Die schräge Welt, in der wir leben, zwingt uns pausenlos unzähligen Mist auf, den niemand braucht. Eigentlich ist es einfach, dem Zwang zu entkommen, und jeder weiß, wie es geht; doch nur die wenigsten reißen sich wirklich los – vom Überschuss. Die Kunst liegt darin, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Ähnlich wie auf einer Wanderung, bei der es darauf ankommt, jedes Gramm zu sparen, geht es auch im Alltag darum, alles, was nicht benötigt wird, rauszuschmeißen, um die Unordnung zu beseitigen. Man muss abwägen, was gebraucht wird oder überflüssig erscheint. Durch die Reduzierung der unnötigen und nutzlosen Dinge wird neuer Raum für mehr Zeit und Energie geschaffen. Mehr Zeit für Langeweile, um danach zu streben, was wirklich glücklich macht.

„Die Begegnung mit der Einfachheit und der Spärlichkeit“

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